Carl Christian  Beinert

*15. Januar 1793 in Woitsdorf bei Bernstadt † 20. Dezember 1868 in Charlottenbrunn

Zu den Ehrenmitgliedern des Schlesischen Forstvereins gehörte seit 1856 der Pharmazeut und Botaniker Carl Christian Beinert.

Als Sohn eines Organisten und Dorfschullehrers blieb ihm aus finanziellen Gründen eine höhere Bildung zunächst verwehrt. Deshalb begann er 1806 eine sechsjährige Apothekerlehre in Bernstadt. 1815 ging er als Gehilfe nach Ohlau, 1816 nach Breslau und 1819 nach Erfurt zu dem berühmten Apotheker Dr. Trommsdorf. 1821 erhielt er eine Gehilfenstelle in der Roten-Adler-Apotheke in Berlin. Die Staatsprüfung legte er mit Auszeichnung ab.

Nach einer Reise durch Sachsen und Böhmen fand er dank der großzügigen Spende eines Unbekannten die Möglichkeit zu Studien an der Breslauer Universität. Ein Professor streckte ihm 1823 das erforderliche Kapital zum Kauf der Apotheke in Charlottenbrunn vor. Hier entwickelte er eine vielseitige und oft gemeinnützige Tätigkeit. Er entdeckte und analysierte zwei Heilquellen in Charlottenbrunn. Er schuf den 50 ha großen Bürgerpark Carlshain mit dem Platz Goeppertshöhe. Auch ihm selbst wurde hier ein Denkmal gesetzt.

Neben einer Reihe von Publikationen gab er gemeinsam mit H. R. Goeppert Arbeiten über die Flora der Steinkohlenformation heraus.

Seine Verdienste wurden auf vielfache Weise geehrt. Die Universität Breslau verlieh ihm die Doktorwürde. Er gehörte vielen wissenschaftlichen Gesellschaften als Mitglied oder Ehrenmitglied an. 1856 wurde ihm der Rote Adlerorden III. Klasse verliehen.

Quelle:

JSFV 1869

 

Willy Benzel

*1889 (?) in Stranz bei Deutsch Krone † ?

Sein Vater, ein Privatförster, kam im 50. Lebensjahr bei einem Unfall ums Leben. Er hinterließ zehn unversorgte Kinder. Willy war das zweitälteste der Kinder. Die Witwe besaß keinen Anspruch auf Pension. Sie konnte lediglich eine Rente von etwa 20 Mark beziehen. An schulfreien Nachmittagen trugen die älteren Kinder zum Unterhalt der Familie bei – Kinderarbeit auf dem Gut für 20 Pfennig je Nachmittag. „Damals war ich elf Jahre alt, hatte fünf Tage gearbeitet und dafür bekam ich am Sonnabend eine ganze Mark ausgezahlt. Mit diesem Geld lief ich, so schnell mich meine Beine tragen konnten, nach Hause und rief: Mutter, Mutter, ich bringe dir Geld, viel Geld, eine ganze Mark“ (W. Benzel 1983, S. 9).

„Nach menschlichem Ermessen schien mir die forstliche Laufbahn für immer verschlossen zu sein. Da trat plötzlich, völlig unerwartet, eine Wende in meinem Leben ein“ (wie oben, S. 10). In der Zeitung stand:

In der Königlichen Oberförsterei Rohrwiese (RB Schneidemühl) sind infolge eines Jagdunfalls beide Forstlehrlinge ausgeschieden. Beim Anpürschen an einen Raubvogelhorst durch eine Dickung hindurch ist bei dem einen sein Gewehr losgegangen. Der Schuß hat den anderen so schwer verletzt, dass er an den Folgen gestorben ist. Der unglückliche Schütze muß aus der Forstlaufbahn ausscheiden.

So kam es, dass der 16-jährige Willy Benzel, der sich zuvor als Gärtnergehilfe betätigt hatte, am 1. Mai 1905 bei Forstmeister Splettstößer seine Forstlehre antreten konnte. In diesem Revier erhielt er viel Gelegenheit, Rotwild zu beoachten.

Nach der Lehre besuchte Benzel die 1906 gegründete Privat-Forstschule Templin in der Uckermark. Dort erfuhr er eine ausgezeichnete theoretische und praktische Ausbildung, die weit über das bisherige Niveau der Kenntnisse eines Försters hinausging (s. H. Hartzsch 2007).

 

Danach diente er beim Garde-Schützenbataillon in Berlin-Lichterfelde. Eine solche mehrjährige Militärzeit galt damals als unabdingbare Voraussetzung für eine Anstellung als Förster im Staatsdienst. Benzel erhielt aber schon 1911 eine Anstellung in den Forsten des Fürsten Pleß in Oberschlesien. „Der Dienst war in Pleß für einen jungen Forstmann anstrengend. Die Arbeitszeit begann morgens um sechs Uhr und endete um 18 Uhr. Der Anmarschweg war oft so weit, dass man schon um fünf Uhr das Haus verlassen mußte und erst um 19 Uhr wieder daheim war. … In der Jagdzeit wurden wir aber für alles entschädigt. Jagdgelegenheit gab es für Hoch- und Niederwild reichlich, und der kollegiale Zusammenhalt war mustergültig.“ (W. Benzel 1983, S. 40).

Mustergültig war auch vor allem die Bewirtschaftung des Rotwildes in Pleß. In seinem Buch „Im Paradies der Hirsche“ (1. Auflage 1967, 4. Auflage 1983) hat Benzel eindrucksvoll darüber berichtet.

Bei der Rückkehr aus dem I. Weltkrieg nach Pleß erfuhr er, wie die Welt auch in Pleß aus den Fugen geraten war. Wilddiebe wüteten im Wildbestand. Vor allem die Wisente und die Hirscharten wurden barbarisch dezimiert (s. Kap. 13). Am 15. Juli 1922 wurde Pleß ein Teil des neuen polnischen Staates. Die Besitzverhältnisse blieben zunächst unangetastet. Die Wildbestände wurden wieder aufgebaut.

 

Benzel erlitt bei einer Jagd einen Unfall, der ihn sieben Monate ans Krankenbett fesselte und für weitere zwei Jahre nur eingeschränkt seinen Dienst verrichten ließ (W. Benzel 1983, S. 162). Das gab ihm Zeit, mit dem Schreiben zu beginnen.

1934 wurde Pleß einer polnischen Verwaltung unterstellt. Der polnische Forstdirektor Sacher übernahm die Leitung des Forst- und Jagdwesens. Einige Deutsche behielten zunächst ihren Arbeitsplatz bis 1937, als dann alle Deutschen das Gebiet verlassen mussten.

Forstdirektor Sacher erlaubte Benzel in großzügiger Weise, vor seinem Weggang aus Pleß in eine ungewisse Zukunft einen Rothirsch seiner Wahl zu erlegen (s. Abb. 14.1). Als 1945 Benzels Forsthaus niederbrannte, ging auch dieses Geweih verloren.

 

1938 fand Benzel eine Anstellung als Verwalter der Waldgutherrschaft Steineich in Tost bei Gleiwitz (3 200 ha Wald, 1 000 ha Landwirtschaft und 800 ha Pachtjagd, insgesamt 5 000 ha Jagdfläche).

Hier konnte er nur wenige Jahre unter erschwerten Bedingungen tätig bleiben, die der II. Weltkrieg mit sich brachte. 1945 musste Benzel Oberschlesien endgültig verlassen.

Erst ab Herbst 1949, nun schon 60 Jahre alt, bekam er als Grubenholzeinkäufer für das Ruhrgebiet wieder Verbindung zur Forstwirtschaft, wenn ihm diese Tätigkeit auch sonst nicht zusagte. Auch hier interessierte er sich für das Rotwild, und er begann mit dem Schreiben.

Neben seinem bekanntesten Buch „Im Paradies der Hirsche“, in dem er den nachfolgenden Generationen seine wertvollen Erfahrungen übermittelt hat, entstanden weitere Schriften wie „Auge um Auge – Im Kampf gegen Wilderer und Forstfrevler“ (1971) und „Wovon Jäger heute nur noch träumen“ (1982).

Alfred  Bormann

*9. November 1857 in Ullersdorf/Isergebirge † 11. September 1928 in Hirschberg/Rsg.

Die Bormanns hatten 400 Jahre lang den Grafen Schaffgotsch als Forstleute gedient. 1841 trat ein Oberförster Bormann aus Petersdorf dem Schlesischen Forstverein bei (VSFV 1841, S. 52/53). Ein weiterer Bormann (Vater oder Onkel von Alfred B., gräflicher Oberförster in Ullersdorf bei Flinsberg) trat 1857 dem Schlesischen Forstverein bei (leider sind in den Mitgliederverzeichnissen keine Vornamen angegeben, so dass eine Zuordnung oft nicht möglich ist).

Ein Bormann entwickelte eine Stock-Rode-Maschine, die er 1861 dem Schlesischen Forstverein vorstellte (s. VSFV 1861, s. Abb. 11.4).

Alfred Bormann wurde am 9. November 1857 in Ullersdorf/Isergebirge als Sohn des dortigen Oberförsters geboren. Nach dem Studium an der Forstakademie Tharandt (1876-1879) wurde ihm 1882 die Verwaltung der Oberförsterei Petersdorf übertragen, die er fast 46 Jahre lang betreut hat.

Alfred Bormann hatte dem Schlesischen Forstverein seit 1883 über 44 Jahre lang angehört und war noch 1927 in Hirschberg zum Ehrenmitglied gewählt worden. Die Bormanns haben seit 1841 ununterbrochen dem Verein angehört und drei von ihnen bereiteten die Exkusionen des Vereins in den Schaffgotschen Forsten vor (vgl. Kap. 9.2).

Die Grafen Schaffgotsch waren seit 1842 ebenfalls Mitglied des Vereins. Ihre Forsten sind fünfmal Ziel der Exkursionen des Vereins gewesen, so oft wie keine anderen Forsten. Deshalb wurde 1927 Friedrich Reichsgraf Schaffgotsch ebenfalls zum Ehrenmitglied gewählt, also der Dienstherr und sein Oberförster zur gleichen Zeit.

Alfred Bormannn wurde als „ein Mann von wahrhaft vornehmer Gesinnung und lauterstem Charakter“ dargestellt, „der ein so herzgewinnendes Wesen, eine so zwingende Liebenswürdigkeit ausstrahlte, dass sich keiner dem entziehen konnte, dass ihm selbst bei strengster Wahrung seiner Amtspflicht niemand zum Gegener geschweige denn zum Feinde werden konnte“ (JSFV 1928, S. 14).

Quelle:

JSFV 1928, S. 14.

Peter Elias von  Büttner

*20.12. 1722 in Köpenick bei Berlin † 24.4. 1791 in Naßadel bei Namslau

Geboren als Sohn eines königlichen Hegemeisters im Amt Köpenick bei Berlin, diente Peter Elias Büttner von 1740 bis 1749 im 1740 von König Friedrich II. gegründeten Reitenden Feldjägercorps (Stammrolle Nr. 94). In dieser Formation nahm er an den beiden ersten Schlesischen Kriegen teil (1740-1742 und 1744-1745). Seit dieser Zeit blieb sein Leben mit Schlesien verbunden. 1749 wurde ihm die Oberförsterei Dombrowka bei Oppeln verliehen (s. Kap. 9.1).

In diesem Jahr heiratete er Christina Köppen (1720-1778), die Tochter eines Schiffers aus Cölln an der Spree. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor (2 Söhne und 5 Töchter). Sohn Johann Gottlieb (1754-1831) wirkte später bei der Vermessung und Kartierung der Forsten um Oppeln mit. Als fürstbischöflicher Amtshauptmann von Schmograu im Kreis Namslau oblagen ihm auch die forstlichen Angelegenheiten. Schließlich konnte er als Rittergutsbesitzer in Alt-Tarnowitz sein Revier Groß Pniewitz betreuen.

Peter Elias Büttner verwaltete die OF Dombrowka 37 Jahre.

Neben den forstlichen hatte Oberförster Büttner auch besondere jagdliche Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehörte es, Wildbret zu liefern, wenn sich sein König in Schlesien aufhielt. Am 1.8.1780 erhielt er von Oberforstmeister von Wedell folgenden Auftrag:

„Da S. Königliche Majestät in diesem Monat nach Schlesien kommen und über die Regimenter Revue halten werden, so hat der Herr Oberförster Büttner dafür zu sorgen, dass auf den 28. dieses (Monats) so viele Haselhühner als zusammen zu bringen möglich sind, in Breslau an die Königliche Hofküche abgeliefert werden, weil S. Majestät dieses Flügl-Wildbret besonders gerne essen.“

Größere Sorge bereitete die Wolfsplage. Zu Büttners Zeit gehörte der Wolf noch zum Standwild in Dombrowka. In den Jahren von 1766 bis 1815 sind hier 85 Wölfe getötet worden, meist in Wolfsgruben (s. Kap. 13).

Wie damals üblich, wurde dem Oberförster auch die Errichtung von Kolonistendörfern in diesem waldreichen, aber dünn besiedelten Gebiet übertragen. Unter seiner Mitwirkung entstanden um 1772 die Orte Süssenrode, Tauentzien, Georgenwerk, Blümkenau, Zedlitz und Neuwedel für Zuwanderer aus Hessen.

1786 trat er im Alter von 64 Jahren in den Ruhestand.

Eine für einen Oberförster außergewöhnliche Ehrung wurde ihm 1787 zuteil. König Friedrich Wilhelm II. verlieh ihm das Adelsprädikat. Das umfangreiche Diplom vom 20.11.1787 enthält folgende Formulierungen:

„… Und wir dann in Gnaden angesehen haben, wasmaßen der ehemalige Oberförster Unser Lieber Getreuer Peter Elias Büttner nicht nur einem guten Geschlechte entsprossen, wovon verschiedene besonders aber sein Vater im Forstwesen Unserm Staate nützliche Dienste geleistet haben, sondern er selbst sich auch bey allen Gelegenheiten durch einen vorzüglichen Diensteifer, durch unverbrüchliche Treue, edle Rechtschaffenheit, Ergebenheit gegen Uns und Unser Königliches Haus, besonders während der sechs und vierzig Jahre lang Unserm in Gott ruhenden Vorfahr geleisteten ersprießlichen Dienste hervorgetan, in dem er neun Jahre lang bey dem reitenden Feldjäger-Corps gestanden, die ersten Schlesischen Feldzüge mitgemacht und die Ihm gewordenen Aufträge, Befehle und Verschickungen genau und zur höchsten Zufriedenheit Unseres Glorwürdigen Oheims Majestät ausgerichtet und zur Belohnung dieser seiner treu geleisteten Dienste Ihm der Posten eines Ober-Försters des wichtigen Oppeln-Dombrowker Amts anvertraut worden, welchen Posten er an sieben und dreißig Jahren zur Zufriedenheit Unserer Breslauischen Kriegs- und Domainen-Cammer rühmlichst verwaltet und ihn nicht eher niedergelegt hat, als bis er durch sein Alter, körperliche Schwäche und kränkliche Zufälle genötigt worden, die Ihm in Gnaden bewilligte Erlassung seiner Dienste nachzusuchen, dass wir in dessen Erwägung und zur Bezeugung Unserer deshalb zu Ihm tragenden Königlichen Huld, Gnade und Gewogenheit zu geben, Uns allergnädigst entschlossen und gutgefunden haben, denselben samt seinen ehelichen Nachkommen in den Adelsstand Unseres Königreichs Preußen, Churfürstentums Brandenburg und Souverainen Herzogtums Schlesien zu versetzen, auch Ihnen dabey zum Ankauf und Besitz adelicher Güter in Unserm Herzogtum Schlesien die Landmannschaft des besagten Herzogtums aus ganz besonderer Gnade zu verleihen.“

 

Peter Elias von Büttner war nun befugt, Rittergüter zu erwerben. Er wurde Erb- und Gerichtsherr auf Schmardt bei Kreuzburg und auf Naßadel bei Namslau.